Zwei Cyclocross Welt-Cup Rennen und ein Superprestige zu Weihnachten
Aufgrund seiner konstant guten Leistungen zählt Mattis Deba derzeit zu den besten Cross-Spezialisten seiner Altersklasse (U19) in Deutschland. Dies brachte ihn in den Fokus des Bundestrainers, der schließlich im November eine Einladung in den Nationalkader mit Rennteilnahmen bei den Welt-Cups in Hulst (Niederlanden) und Zonhoven (Belgien) an ihn verschickte - eine wahre Sensation für unsere Jugendabteilung der aktuellen Generation.
Als Zugabe wollten wir noch auf Initiative aus Bremen ein Rennen in Mol, Belgien, der Superprestige Serie fahren. diese ist ähnlich hochkarätig besetzt wie die Welt-Cups. Alle drei Strecken haben ihre ganz eigene Charakteristik und sind nicht miteinander vergleichbar.
Fährt Mattis seit bereits 2 Jahren auf Bundesebene regelmäßig Top-Platzierungen ein und war zuletzt auch in Dänemark in den vorderen Rängen platziert, so galt es nun, in den wahren Cyclocross-Nationen Holland und v.a. dem Mutterland des Cross - Belgien - mit der internationalen Elite Erfahrung zu sammeln, und zu sehen, was das deutsche Niveau Wert ist. Hierzu ist anzumerken, dass die Förderungen für diesen Sport in Deutschland sehr mager sind, da er nicht olympisch ist, und somit die Veranstaltungen und die Trainingsbedingungen mit dem Niveau der Länder um uns herum kaum mithalten können.
Angereist wurde bereits am Donnerstag, 19.12., um am 20.12. in Ruhe die Strecke in Hulst zu begutachten, den Bundetrainer zu treffen und stolz das Nationaltrikot in Empfang zu nehmen. Die Atmosphäre war gigantisch: riesige Absperrungen, das große Aufgebot der Fernsehanstalten, die ersten Fuhrparks der Profiteams. Dann zum Gelände, welches, schon mehrfach im TV gesehen, respekteinflößend verinnerlicht war. Die Kulisse war noch beeindruckender. Der Kurs war um und in die Hänge einer bis über 10 Meter hohen Böschung eines mittelalterlichen Festungsgrabens gelegt. Die Abfahrten waren z.T. im 30-40 Grad-Winkel, was bedeutete, dass die Anstiege nur mit Stollen an den Sohlen mühsam hochgeklettert werden konnten. Das alles war natürlich sehr matschig, sodass die Abfahrten sehr gefährlich wurden und einiges an Mut kosteten. Versüßt wurde das Training durch die Anwesenheit diverser Profis und Weltstars, wie zum Beispiel von Puck Pieterse, welche ihre Strecken-Checks mit einer Go-Pro dokumentierte und ins Netz stellte. In diesem Video ist Mattis nun verewigt.
20.12.: Welt-Cup Hulst (Niederlande): kühl, trocken. Strecke: Gras, Schlamm, Matsch, Hänge an Festungsgraben. Schmale Fahrspuren, daher kaum Überholmöglichkeiten. Startposition äußerst wichtig. Mattis' Startposition war durch seine UCI Punkte aus den Rennen in Dänemark nicht ganz hinten, sondern im hinteren Drittel des ungewohnt riesigen Starterfeldes. Sein Start war nicht gut, sodass er weit hinten in die Strecke einfuhr. Dort ging es weder vor noch zurück im Laufe des Rennens. Gut war seine Technik, denn er blieb im Gegensatz zu vielen auf dem Rad. Ergebnis: 64. von 77. Die Freude und der Stolz, ein erstes Welt-Cup Rennen gefahren zu sein, wurde von der Ernüchterung der Platzierung und des Rückstands auf die Spitze vorerst überlagert. Auch die Beine wollten wohl nicht ganz so wie er. Explosivität ist allerdings nicht Mattis' Stärke und Rennen 1 von X selten sein bestes. Zudem macht es einen großen Unterschied, ob man sich im hinteren Getümmel behaupten und durchkämpfen muss, oder es gewohnt ist, vorne mit der Spitze freie Bahn zu haben. Eine sehr wertvolle Lehrstunde also!
21.12.: Welt-Cup Zonhoven (Belgien): kalter Nebel und Regen, Waldboden und Sand, etwas Matsch. Der Name Zonhoven löst bei jedem Cyclocross-Kenner Herzklopfen aus. dieses Rennen zählt mit seiner besonderen Charakteristik zu den Prestigeträchtigsten Rennen dieser Sportart. Die "Kuhle", der 10 Meter tiefe Sandkrater, verwandelt sich in ein tosendes Amphitheater wenn die Profis dort hinabstürzen. Das Gelände befindet sich in einem Nadelwald um eine große Sandkuhle (ca. 10 Meter tief) herum. Die Gegend ist hügelig. Die Strecke hat längere Kraftpassagen und 2 Abfahrten durch tiefen Sand in die Kuhle, die zu diesem Rennen in eine imposante Arena mutiert. Den Strecken-Check absolvierten wir bereits am Vortag direkt nach dem Rennen in Hulst. Mattis war gleich begeistert. Als wir morgens allerdings alles zum Warm-up bereit hatten, setzten Graupelschauer ein, die die Rennleitung dazu bewogen, den Start erst einmal abzusagen. Eine halbe Stunde später ging es dann doch los. Mattis hatte einen deutlich besseren Start, sodass er dicht hinter Benedikt Benz und Richard Griewald in die erste Runde ging. Nach und nach fuhr die Spitze aber weiter davon, doch Mattis sammelte vor ihm fahrende Mitstreiter ein und bewegte sich in den Top 50. In der letzten Runde machte er dann doch ein Salto in einer der Sandabfahrten, der ihm gleich drei Plätze kostete. Letztlich war er aber sehr zufrieden mit sich und dem Ergebnis.
Weiter ging es nach Mol zum nächsten Strecken-Check...
22.12.: Superprestige Mol (Belgien): kühl, heiter mit Regenschauern. Kurs flach an einem bewaldeten See (ähnlich Brandenburg), viel feiner Sand und einige geteerte Passagen. Mattis war motiviert und nun an die Gegebenheiten gewöhnt. Leider fehlten für diesen Kurs die perfekten Reifen, die vorhandenen hatten etwas zu viel Profil. Der Start aus dem Mittelfeld war gut und Mattis konnte seine Position gut behaupten. Der Verlust zur Spitze war diesmal deutlich geringer, als z.B. noch in Hulst. Am Ende sprang ein sehr guter 34. Platz heraus. Die Energie war allerdings auch soweit aufgebraucht, dass sie nicht mehr ausreichte, die großen Stars wie Mathieu van der Poel anzuschauen und anzufeuern.
Die lange Rückfahrt wurde angetreten mit dem Wunsch, im nächsten Jahr mehr dieser großen Rennen fahren zu dürfen. Der Traum einer WM-Teilnahme ist geboren.