Gravel WM - Thorben Haushahn Vierter seiner Agegroup

Amazing, fantastico, Wahnsinn, das waren nur einige emotionale Worte die man zwei Tage bei den ersten World Championchips immer wieder hörte. Mehr als 560 Sportlerinnen und Sportler aus 39 Nationen hatten den Weg nach Bella Italia gefunden. Mit die weiteste Anreise hatten dabei die Gravelfreaks aus Australien, den USA und den Philipinen. Nicht ganz so weit hatte es Thorben Haushahn, Mitglied des Kieler RV und ausgestattet mit der Rennlizenz des NCC Norderstedt.



Start bei der WM und dann im BDR Nationaltrikot. Wie 40 weitere deutsche Athletinnen und Athleten hatte er sich bei einem der elf Rennen der UCI Gravel World Series qualifizieren müssen. Bei ihm war es das Rennen in Polen bei dem er Zweiter wurde. Der Renntag selbst: Gänsehautstimmung in den Startsektoren. Hämmernde Beats und begeistertes italienisches Publikum wirkten. Bei der Elite wurden die Stars wie MvdP, Peter Sagan und viele mehr mit einer unbeschreiblichen Dramaturgie vorgestellt. Das Rennen der Agegroup 35-39 wurde merkwürdigerweise zusammen mit den Amateuren der Jahrgänge 19-34 gestartet. Diese durften sich in den Korridoren sogar zuerst aufstellen, gut 80 Starter. Dahinter Thorbens Gruppe. 166 km waren angesetzt. Viele flache Straßenpassagen gespickt mit zig Gravelsektoren. Staub, Baumwurzeln und vor allem Schotter setzte den Akteuren kräftig zu. Dazu die ständigen Tempowechsel. Für Zuschauer imposant. An jeder Kurve oder Biegung anfeuernde Tifosi. Nach 47 km gab es nur noch Gruppen und Grüppchen die sich à la dänischer Fahrweise ständig weiter zerlegten. Ziel Cittadella, die einzige komplett von einer Stadtmauer umfasste Stadt Europas. Welch ein Flair. Die letzten 1000 Meter waren mit ansteigenden 180 Gradkurven technisch schwer zu fahren. Mit Raffinesse und Erfahrung meisterte Thorben die letzten Meter und verwies einen Spanier und einen cleveren Franzosen auf die Plätze. Doch die Frage war: Wo bin ich im Klassement gelandet. Es gab ja zwei Altersklassen. Das Ergebnis kam per Whattsapp. Vierter. Shit Happens, Holzmedaille war die erste Reaktion. Doch dann kamen die Glückwünsche und die Erkenntnis du bist Vierter bei einer WM geworden. Ohne Sturz und Defekt über das schwierige Terrain gekommen. Das ist doch krass. Andere hatten nicht so viel Glück. Riesige Freude bei Henning Bommel er hatte sich als einziger in der Agegroup 19-34 festsetzen können und damit ungefährdet den WM-Titel geholt. Eine prächtige Stimmung unter den deutschen Athleten die sich allesamt auf die nächste WM freuen. Denn auch hier steht Italien als zweiter Austragungsort fest. Eine Bemerkung in eigener Sache: Ich habe in mehr als 50 Jahren Radsport schon viele Veranstaltungen besucht und erlebt. Doch das sich Fahrer minutenlang ausgepowert einfach auf die Straße legen und nach Luft schnappen noch nie. So ausgepumpte Radsportgesichter habe ich noch nie gesehen. Doch nach kurzer Zeit gab es nur noch strahlende, Eis essende und lachende von Staub beklebte Gesichter. Gravel, eine Radsportdisziplin mit Zukunft.